Der Bevölkerungsschutz in Deutschland trägt einen fundamentalen Teil zur Resilienz des Landes bei. Ohne ihn wäre im Ernstfall ein schnelles Eingreifen und eine effektive Bekämpfung der Schäden undenkbar. Bei der Prävention, Organisation, Durchführung und Nachbereitung solcher Ernstfälle sind zahlreiche Institutionen und Akteure beteiligt. Die Koordinierung und das Zusammenspiel der einzelnen Organisationen stellt eine Herausforderung dar, die allerdings durch konkret ausgearbeitete Abläufe und Übungen eine große Beständigkeit erlangt hat. In regelmäßigen Abständen werden neue Methoden in die Zusammenarbeit aufgenommen und bestehende Muster weiter verfeinert und geschärft.

Bei meiner Recherche bin ich an mehreren Stellen auf den Punkt der Finanzierung aufmerksam geworden. Der Konsens über einen gut funktionierenden Bevölkerungsschutz ist ohne Frage gegeben, doch scheitert es häufig an den zur Verfügung stehenden Mitteln. Gerade dort wird auch nach den einschneidenden Ereignissen der Flutkatastrophe im Ahrtal weiterhin gespart und Investitionen gekürzt. Die Erarbeitung möglichst kostengünstiger Umsetzungen und Lösungsvorschläge stellt den Ausgangspunkt meiner Lösungsansätze dar.

Zusätzlich zu den finanziellen Mitteln fehlt es häufig an vorbereiteten Maßnahmen, auf die im Ernstfall zurückgegriffen werden kann. Die Intensität, der Verlauf und auch die Folgen von Naturkatastrophen, Krisen oder Flüchtlingsstr.men sind bei jedem Einsatz unterschiedlich, doch bei allen Krisen stehen die Sicherheit und die Versorgung der Betroffenen im Vordergrund. Ein Punkt, mit dem ich mich im Laufe der Erarbeitung meiner Lösungsansätze intensiv beschäftigt habe. Ich wollte eine Möglichkeit schaffen, welche den Betroffenen noch während einer Krise Sicherheit und Orientierung vermittelt und möglichst viele Personen an sichere Orte navigieren kann.

Durch die Zusammenführung der Bereiche Gestaltung, Bevölkerungsschutz und den Einsatz bewährter Mittel aus der Gestaltungsbranche können Möglichkeiten geschaffen werden, die durch geringe Investitionen einen direkten und entscheidenen Einfluss auf die Unterstützung im Bevölkerungsschutz darstellen können. Durch die Implementierung eines sichtbaren visuellen Erscheinungsbildes für den Katastrophenschutz rückt dieser deutlich in den Fokus und seine Sichtbarkeit steigt. Dies hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung in der Gesellschaft, aber auch auf die Sichtbarkeit der unterschiedlichen Akteure im Bevölkerungsschutz, die für die Sicherheit und den Schutz wichtige, teils ehrenamtliche Arbeiten übernehmen. Die visuelle Bündelung der Akteure zum übergeordneten Bevölkerungsschutz stärkt neben der Sichtbarkeit auch das Vertrauen der Bevölkerung. Es sind nicht mehr nur einzelne Hilfsorganisationen vor Ort, die sich im Krisenfall um die Bevölkerung kümmern, sondern eine strukturierte Einheit und ein visuell zusammenhängendes Team, das die Lage koordiniert bewältigt.

Das Kernstück meiner erarbeiteten Lösungsansätze stellt das Modulare Leitsystem dar, welches sich durch ein kompaktes Design und eine einheitliche Umsetzung an die unterschiedlichen Begebenheiten und Aufgabenfelder des Bevölkerungsschutzes anpassen kann. Hierbei war es mir wichtig, das System so einfach, zielführend und dennoch platzsparend wie möglich zu gestalten. Die unterschiedlichen Entwürfe verfolgen das Konzept von individuell anpassbaren Wegweisern als Hauptmittel der Navigation. Diese Wegweiser können je nach Entwurf auf individuelle Weise und auf die jeweilige Situation zugeschnittene Informationen und Ziele anzeigen. Durch die Unterstützung von Navigationsfähnchen und großen Zielkennzeichnungen am Ende der Navigation wird die erfolgreiche Orientierung gewährleistet. Durch die Umsetzung im zuvor vorgestellten neuen visuellen Erscheinungsbild, erfolgt die Verbindung zum Katastrophenschutz intuitiv und bewirkt somit eine effizientere Navigation. Auch die intuitive Nutzung des Systems für Betroffene stellt eine deutliche Entlastung der Hilfskräfte dar. Diese sind bei Krisenfällen häufig damit beschäftigt, Informationen und Laufwege an Betroffene zu vermitteln und fehlen somit an anderer Stelle, beispielsweise für den Schutz und die Bergung von Verletzten. Das Leitsystem kann durch seinen individuellen Aufbau an unterschiedlichen Orten, Wetterbedingungen und Untergründen aufgebaut werden. Es soll Betroffene effizient aus den Gefahrenstellen lotsen und sie zu Sammelstellen oder Notunterkünften navigieren. Auch in solchen Notunterkünften kann das System schnell und zielgerichtet Auskunft über vorhandene Ziele und Anlaufstellen geben. Somit ist es nicht nur während, sondern auch nach Krisen ein nützliches Mittel zur Orientierung und Sicherheit an ungewohnten Orten.

Abschließend möchte ich erwähnen, dass eine konkrete Ausarbeitung meiner Lösungsansätze einen sehr komplexen, zeitintensiven Prozess mit unzähligen Beteiligten des Bevölkerungsschutzes bedarf, den ich so in diesem Rahmen meiner Abschussarbeit nicht leisten kann. Diese Arbeit soll überwiegend als Grundlage für meine kommenden Projekte und den Einstieg in die Arbeit im Katastrophenschutz dienen. Ich plane dort meine erarbeitete Ideen und Lösungsansätze einzubringen und somit möglicherweise einen Impuls für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gestaltung und Akteuren des Katastrophenschutzes anstoßen.