Gerade im Außenraum gibt es weitere Einflussfaktoren, welche die Umsetzung eines Leit- und Orientierungssystems beeinflussen können. Außenflächen wie Parks, Freilichtmuseen oder der Einsatz unter freiem Himmel rücken das Thema Witterung in den Fokus. Außerdem sind Themen der Improvisation und Modularität bei unkalkulierbaren Situationen wie Naturkatastrophen oder Flüchtlingsströmen ein weiterer Punkt, der bei der Vorbereitung und Planung solcher Systeme zu bedenken ist.


Witterung und Lebensdauer

Werden Leitsysteme im Außenraum eingesetzt, ist auf eine gute Wetterbeständigkeit zu achten. Dabei spielen Faktoren wie Dauer der Installation und Ort der Implementierung eine große Rolle. Ein Wegweiser in der prallen Sommersonne von Spanien muss anderen Wetterextremen standhalten, wie eine Markierung auf einem Wanderweg in den verschneiten Alpen. Dieser Aspekt ist in der Planungsphase eines Leitsystemprojektes gründlich zu bedenken und zu prüfen. Um ein gelungenes Erscheinungsbild mit der umliegenden Landschaft zu schaffen, ist die Verwendung von heimischen Materialien und architektonischen Besonderheiten von Vorteil. Eine Stele aus Sichtbeton mag modern sein, wirkt in einem historischen Botanischen Garten womöglich etwas fehl am Platz. Genau so wenig würde ein geschnitzter Wegweiser im Außenbereich eines Technikunternehmens funktionieren. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Materialien die etwa Holz in Form und Haptik nachahmen können um starken Witterungserscheinungen vorbeugen zu können. Doch nicht nur Einflussfaktoren wie das Wetter sind ausschlaggebend für die Materialwahl der Schildelemente oder Trägermaterialien. Auch der Ort der Installation und die damit einhergehende Frequentieren der Nutzer:innen ist ausschlaggebend. Sind Elemente auf oder am Rand von Spielplätzen verortet, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Kinder das Material beim spielen auf die Probe stellen werden. Auch in der Nähe von Orten, die ein hohes Aggressionspotenzial oder eine emotionale Entladung durch Gefühle, etwa nach einem Fußballspiel, mit sich bringen, ist die durchdachte Wahl der passenden Materialien umso wichtiger.

Zudem wird Nachhaltigkeit ein immer bedeutsameres Thema in unserer heutigen Gesellschaft. Deshalb ist es kein Wunder, dass auch dieser Aspekt im Bereiche der Orientierungssysteme hohe Relevanz hat. Wenn man an natürliche, nachhaltig Materialien denkt, wird einem vermutlich zuerst der Rohstoff Holz in den Sinn kommen. Dieser ist nachwachsend, speichert CO2 und hat eine natürliche Ausstrahlung. Doch sprechen wir in der Nutzung von Nachhaltigkeit, so können Materialien wie Stein, Metall, Glas oder sogar Kunstoff je nach Anwendungsbereich nachhaltiger sein als Holz. Wird zum Beispiel ein Informationselement stark frequentiert oder besitzt es interaktive Bauteile, so kann Holz schneller verschleißen und verursacht in der Erneuerung einen Mehraufwand mit erheblichen Anschaffungs- und Montagekosten. In einem solchen Fall wäre eine Umsetzung durch andere Materialen wie Metall oder Kunststoff denkbar und auf längere Sicht kostengünstiger und dementsprechend nachhaltiger. Kommt ein Leitsystem immer nur temporär bei Veranstaltungen zum Einsatz und wird dafür auf- und wieder abgebaut, kann eine Umsetzung mit strapazierfähigeren Materialien nachhaltiger sein, auch wenn es kostengünstigere aber weniger robuste Alternativen gibt. 1


Modularität

Modularität und modulartiges Zusammenfügen verschiedener Leitelemente ist dann wichtig, wenn sich der Ort oder die sich dort befindenden Ziele regelmäßig rotieren oder wechseln. Mit Modularen Elementen können Informationen etwa über Zielorte, Veranstaltungen oder andere wechselnde Beschriftungen ausgetauscht werden, ohne direkt das komplette Element ersetzen zu müssen. Eine durchdachte Modularbauweise von Leitelementen kommt auch bei Messen oder Großveranstaltungen zum Einsatz, wenn diese häufig abweichend positioniert oder divers zusammengesetzt werden. Modulare Leitelemente können sowohl stationär verankert, als auch temporär aufgestellt sein. Stelen in Einkaufszentren haben oft Modulare Systeme um wechselnde Läden und deren Ausweisung auf der Stele austauschen zu können. Auch in Museen oder an Veranstaltungsorten sind solche Systeme zu finden, da die Zielorte häufig wechseln oder neue Veranstaltungen stattfinden. Temporär installierte Systeme sind häufig bei zeitlich begrenzten oder mehrfach wechselnden Tätigkeiten, wie an Flughäfen, Ticketkontrollen oder bei wechselnden Besuchendenzahlen anzutreffen. Temporäre Systeme können leicht auf- und abgebaut werden oder bei Bedarf umgeräumt beziehungsweise angepasst werden. Sind bei einer Ticketkontrolle zum Beispiel 6 Schalter für unterschiedliche Personengruppen besetzt und es gibt je Schalter eine Reihe, können im Laufe des Abends auch Schalter geschlossen werden, sollte nicht mehr so viel Andrang sein. Die jeweiligen Markierungen und Elemente zur Kennzeichnung der jeweiligen Schalter müssen daraufhin natürlich umgestellt oder entsprechend modular ergänzt werden. Auch an Flughäfen können Schalter umfunktioniert oder je nach Auslastung freigegeben werden, um das jeweilige Personenaufkommen zu bewältigen. Auch hier müssen sichtbare Änderungen am Anfang der jeweiligen Reihe erfolgen. Zusätzliche Modulare Leitsysteme sind die sogenannten Absperrständer oder Abgrenzungsständer. Diese dienen hauptsächlich zur Abgrenzung unterschiedlicher Bereiche oder zur Einteilung in einzelne Reihen. Sie bestehen aus schweren Metallständern mit ausziehbaren Gurtbändern. Die Bänder können mit weiteren Ständern verbunden werden und sorgen somit für eine eindeutige Leitung von Personenströmen. Diese Systeme sind weit verbreitet und häufig an Flughäfen, Eingängen zu Großveranstaltungen, Museen und Messen zu finden.

Bei einer Anwendung im Katastrophenschutz ist eine gute Anpassungsfähigkeit unumgänglich. Viele Ereignisse und Vorfälle sind unvorhergesehen und benötigen individuelle Mittel um sie optimal zu bewältigen. Die Modulare Zusammensetzung von Elementen der Navigation ist daher unumgänglich. Auch wenn die Ziele an sich (Erste Hilfe, Sammelstellen, Organisation, Sanitär) häufig ähnlich sind, kann der Standort je nach Einsatzgebiet stark abweichen und eine klare und Modulare Ausweisung der Ziele ist nötig. Zudem können sich Ziele im Laufe der Aufräumarbeiten verschieben oder verlagern, was eine erneute Anpassung der Elemente zur Folge haben kann.


Improvisation

Gerade bei Spontanereignissen wie Naturkatastrophen aber auch bei Flüchtlingsströmen wie vor einigen Jahren ist eine schnelle Reaktion nötig. Wenn weitere Informationen zu einem bestimmten Bereich oder einer Sache fehlen, die den Nutzer:innen helfen, müssen diese dem Leitsystem natürlich nachgereicht werden. Ein modulares System ist dabei von Vorteil. Außerdem kann mit einem gut geplanten Leitsystem auf kurzfristige Änderungen und Anpassungen eingegangen werden. Ist etwa ein Eingang gesperrt, gibt es temporäre Änderungen in der Leitung der Personen oder sind Informationen kurzzeitig auch auf anderen Sprachen notwendig. Vor allem bei der Planung von Hilfe bei Naturkatastrophen und im Katastrophenschutz ist Improvisation von entscheidender Bedeutung. In solchen Situationen können viele Aspekte aufeinandertreffen. Eventuell fehlt Strom und Internet, es kann also sein, dass Informationen nur schlecht per Bildschirme, Durchsagen oder dem Smartphone verbreitet werden können. Durch Starkregen und Überschwemmungen kann die Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen werden, was Folgen für die Bereitstellung von Material und Hilfsgütern hat. Zusätzlich kann dadurch der Boden aufgeweicht sein, was das aufstellen und verankern von Informationstafeln und Hilfeeinrichtungen erschwert. Zu jedem Zeitpunkt muss eine geregelte Informationsvermittlung und Navigation gewährleistet sein, welche ein gewisses Konzept vorsieht, das auf viele Eventualitäten vorbereitet und durch improvisierte Maßnahmen ständig angepasst werden muss. Die Berücksichtigung diverser Aspekte ist Anspruchsvoll, kann aber nicht immer für jede Eventualität geplant werden, wodurch eine hohe Improvisation gefordert ist.